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Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II.

Kateri Tekakwitha ist in Europa kaum bekannt. Aber in Nordamerika ist sie in christlichen Kreisen ein fester Begriff. Sie war die erste Indianerin, der die Ehre einer Seligsprechung zuteil wurde. Doch schon lange vorher wurde sie den amerikanischen Ureinwohner als leuchtendes Vorbild präsentiert, um die Missionierung voranzutreiben. Dies war durchaus erfolgreich, denn heute gibt es alleine 500.000 katholische „native americans“.

Heiligengeschichten haben in Europa eine lange Tradition. In diesen Texten geht es nicht um die historische Wahrheit. Vielmehr ist es das Ziel, den Heiligen so darzustellen, dass er als Vorbild für die Gläubigen dienen kann. Die Historiker und Literaturwissenschaftler haben sich ausführlich mit dieser Textgattung auseinandergesetzt und dabei festgestellt, dass viele Elemente sich wiederholen. Meist muss ein Heiliger besondere Klippen in seinem Leben umschiffen, die er nur durch sein Vertrauen auf Gott meistert.

Im Falle von Kateri Tekakwitha wird die Geschichte einer jungen Indianerin erzählt, die sich aus freien Stücken zum Christentum bekennt. Sie hat bis dahin in einer heidnischen Welt gelebt, aus der erst die Missionare sie befreien. Ob diese Geschichte tatsächlich so stattgefunden hat, wie sie überliefert worden ist, kann niemand mehr sagen. Alleine der Umstand, dass die erste Biografie 35 Jahre nach dem Tod entstanden ist, deutet schon auf eine gewisse Legendenbildung hin.

Jenseits der historischen Fakten ist es aber für den religiösen Zusammenhang auch gar nicht so wichtig, ob Tekakwithas Geschichte in jedem Detail stimmt. Entscheidend ist nur, dass die erzählte Geschichte sehr viele Menschen inspiriert hat. Auch heute noch nehmen Menschen den katholischen Glauben an, weil sie vom Leben der Kateri Tekakwitha erfahren. Sicher ist die Wirkung heute nicht mehr so ausgeprägt wie vor im 18. oder 19. Jahrhundert, aber nach wie vor hat Tekakwithas Geschichte eine große Kraft.

Mythen haben eine wichtige Bedeutung für den Menschen. Stets hat sich der Mensch gefragt, woher er kommt und wohin er geht. Die Heiligenverehrung der katholischen Kirche arbeitet sehr geschickt mit vielen kleinen Mythen, die erst in ihrer Gesamtheit so etwas wie einen Nachweis der göttlichen Existenz liefern sollen. Und tatsächlich denken viele Gläubige, dass sich so viele besondere Menschen, Selige und Heilige, nicht irren können. Ein Beweis im naturwissenschaftlichen Sinne ist dies natürlich nicht.

Es ist davon auszugehen, dass Tekakwitha irgendwann heilig gesprochen wird. Da die katholische Kirche in größeren Zeiträumen denkt, ist allerdings unklar, wie lange es noch dauern wird. In den USA gibt es die Tekakwitha Conference, die sich für eine Heiligsprechung einsetzt. Helfen sollen vor allem Gebete.

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